08.12.2008

Hausaufgaben unter der Straßenlaterne

Wenn es in Gonaives so um 18 Uhr herum dunkel wird, bleiben in vielen Häusern die Lichter aus. Ob die Häuser keinen Stromanschluss haben, oder ob der Strom zu teuer ist kann ich nicht sagen. Hausaufgaben müssen von den Schülerinnen und Schülern in Haiti aber trotzdem gemacht werden. Am Anfang habe ich mich über die vielen jungen Menschen gewundert, die abends im Schein der wenigen Straßenlaternen Bücher lesen oder einfach schreiben. Manche haben auch nur laut vor sich hergesprochen. Diese jungen Menschen können Ihre Hausaufgaben nur draußen unter einer Straßenlaterne machen. Schulen und Universitäten gibt es auch hier in Gonaives. Es besteht Schuluniform Pflicht. Durch die vielen verschiedenen Uniformen kann ich nur annehmen, das es eine Menge an Schulen gibt.

Am Samstag war ich unterwegs um für neue Sitzbänke im Wartezelt der Gesundheitsstation Holz zu kaufen. Fertige Bänke kann man hier nicht kaufen. Der Ablauf ist dabei folgender. Man besorgt sich zuerst einen Schreiner. Da man hier nicht einfach in die gelben Seiten schauen kann ist es am besten, man kennt Jemanden , der wiederum Jemanden kennt, der Jemanden kennt, der wiederum eine Telefonnummer von einem Schreiner hat.

Mit dem Schreiner verhandelt man dann über den Arbeitslohn. Der erste Preis sollte einen nicht abschrecken. In unserem Falle lag dieser genau 1500% über dem normal hier geltenden Arbeitslohn. Zum Glück hatte ich mich vorher über einen ungefähren Arbeitslohn pro fertiggestellter Sitzbank erkundigt. Holz und alle Materialien haben wir selber bezahlt. Nun muß man das Holz kaufen. Das ist ebenfalls Verhandlungssache. Der Preis beim Holz lag am Anfang nur bei 500% mehr, als ich am Ende bezahlt habe. Das war allerdings in einem anderen Holzhandel.

Der Holzkauf lief folgender massen ab. Man geht zuerst zu einem Mitarbeiter an einem Schreibtisch, der die Bestellung aufnimmt und die Rechnun schreibt. Natürlich wird der Rechnungsbetrag in Haitischen Dollar ( den es offiziell nicht gibt) angegeben. Ich sage jetzt schon immer vorher, das ich die Rechnung in Gourdes brauche was jedes mal einige Verwunderung mit sich bringt. Dann geht man mit der Rechnung zu einem Bankschalter. Die Dame hinter dem Schalter dieser Holzhandlung, konnte man gar nicht sehen. Es war nur ein kleines Loch in eine Holzplatte geschnitten. Dieses Loch war so tief angebracht, dass man nur die Hände der Kassiererein sehen konnte. Dann gibt es auf die dreifach ausgestellte Rechnung jeweils einen Stempel mit dem Aufdruck BEZAHLT.

Nun nimmt man die Kopie der Rechnung und fährt zwei Straßen weiter. Dort sitzt ein Mitarbeiter der nur dafür da ist zu schauen, dass ein Stempel auf der Rechnung ist. Dieser gibt die Rechnung dann an das Lager weiter. Hier wiederum gibt man die Order, dass das Holz nach drausen gebracht werden kann. Die ganze Prozedur dauerte mit Verladen des Holzes ganze 2 Stunden. Da wir die 4 Meter langen Holzpanelen nur auf dem Dachgepäckträger unseres Landcruisers transportieren konnten, war die Verzurrung nicht ganz einfach. Am Ende ist der Schreiner auf dem Dach des Landcruisers mitgefahren um das Holz festzuhalten. Herve, einer unserer Fahrer, meinte das dies kein Problem sei. Komischerweise sagt er das bei allen Dingen. Er sagt auch immer, dass der Preis der mir am Markt für Lebensmittel genannt wird, ein "bonne Prix " ist. Egal wie teuer es auch sein mag.

Also bin ich mit einem mulmigen Gefühl zurück zur Gesundheitsstation gefahren. Naja, eher geschlichen. Mich hat beruhigt, das kaum einer der Passanten von uns Notitz genommen hat. Also ist ein mitfahrender Mann auf einem Autodach, auf dem 4 Meter lange Holzpanelen geladen sind, nichts ungewöhnliches hier.

Am Dienstag sollen die Bänke fertig sein. Das ist wirklich echte Handarbeit, die mich beindruckt hat. Am ersten Tag waren nämlich schon nach zwei Stunden drei Bänke fertig. Der Schreiner allerdings auch, es war nämlich nun für Ihn Wochenende.:)